ANGELA RICHTER
ist Regisseurin und Autorin und lebt in Berlin.
Angela Richters Arbeit oszilliert stets zwischen Kunst, Theater und Journalismus.
Intensive Recherchen zu einem Thema sind der Ausgangspunkt für die Arbeiten von Angela Richter. In Bezug auf die Herangehensweise der Regisseurin wird oft der Oberbegriff “Gonzo-Theater” vorgeschlagen: in Erinnerung an Hunter S. Thompson, der Fiktion und Realität, Journalismus und Schreiben verband.
1996 bis 2001 war sie Mitglied der Hamburger Künstlergruppe Akademie Isotrop zusammen mit den Künstlern Jonathan Meese, Birgit Megerle, Abel Auer und Andre Butzer. Parallel dazu studierte Richter Theaterregie bei Jürgen Flimm an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Seit 2001 arbeitet sie als Regisseurin.
Im Jahr 2006 gründete sie das Fleet Street Theater in Hamburg, das sie bis 2010 leitete. Von 2013 bis 2016 war sie Hausregisseurin am Schauspiel Köln.
Für das von ihr geschriebene und inszenierte Stück Der Fall Esra, das auf dem juristischen Fall des Verbots des Romans Esra des deutsch-jüdischen Autors Maxim Biller basiert, wurde sie 2009 mit dem Rolf-Mares-Theaterpreis für das beste Stück des Jahres ausgezeichnet.
In den letzten zehn Jahren arbeitete Richter mit digitalen Aktivisten wie Edward Snowden und WikiLeaks-Gründer Julian Assange zusammen. 2012 wurde ihr Stück Assassinate Assange uraufgeführt, das in Berlin, Hamburg, Köln und Wien gezeigt wurde. Seitdem besuchte die Regisseurin nicht nur regelmäßig den WikiLeaks-Gründer in London, sondern engagierte sich als Journalistin für Internetaktivisten und digitale Dissidenten. Sie berichtete 2020 exklusiv vor Ort vom Auslieferungsverfahren der USA gegen Julian Assange aus London für den „Freitag” und die „Welt”.
In der Spielzeit 2014/15 schrieb und inszenierte Richter das interaktive Transmedia-Projekt “Supernerds” zum Thema digitale Massenüberwachung, Whistleblowing und digitale Dissidenten in Zusammenarbeit mit dem WDR, dem Schauspiel Köln und dem Produzenten Gebrueder Beetz, inklusive eines “Internet Sudden life Game”. Die Zuschauer im Theater, im Fernsehen und im Internet waren Teil der Geschichte, sie erlebten Beispiele von Hacking und Überwachung auf ihren Smartphones und Laptops. Supernerds wird als einzigartiges Beispiel für Transmedia gesehen, weil es dem Publikum erlaubte, die Geschichte in verschiedenen Medien wie Internet, Sudden Life Gaming, Radio, Fernsehen und live auf der Bühne zu erleben. Das Stück basiert auf Interviews, die Richter in den letzten drei Jahren mit Whistleblowern, Menschenrechtsanwälten, Hackern und Internetaktivisten führte, darunter Julian Assange (Wikileaks), Daniel Ellsberg (Pentagon Papers), die NSA-Whistleblower Bill Binney, Thomas Drake, Jessely Radack. Sie besuchte auch Edward Snowden in Moskau. Eine Auswahl der Interviews veröffentlichte sie in dem Buch “Supernerds – Gespräche mit Helden” im Alexander Verlag Berlin in deutscher und englischer Sprache. „Supernerds“ wurde auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt und gewann 2016 den Eyes and Ears Award und beim SXSW Festival in Texas für den Interactive Innovation Award nominiert.
2018 war sie Co-Autorin von „Women, Whistleblowing, Wikileaks“ (OR Books NYC) zusammen mit Sarah Harrison und Renata Avila. Im Oktober 2019 inszenierte sie die Uraufführung von “Die drei Leben der Antigone“, dem ersten Stück des Philosophen Slavoj Zizek am Nationaltheater Zagreb.
Angela Richter ist Mitglied im beratenden Gremium der paneuropäischen Demokratiebewegung DIEM25.
2020 und 2021 führte sie zwei aufsehenerregende Inteviews mit dem Virologen Prof. Christian Drosten, für DiemTV und mit den Kollegen Daniel Ryser und MJ Kolly für das Republik Magazin.
Richter schreibt regelmäßig für Der Freitag, Die Welt und das schweizer Republik Magazin.
https://www.republik.ch/2021/06/05/herr-drosten-woher-kam-dieses-virus